Wieder zu Hause!

31.10.2013

Seit einigen Tagen sind wir im mittlerweile doch recht frischen Deutschland. Es ist schön, mal wieder zu Hause zu sein. Am Wochenende waren wir in Tschechien in Daniels Geburtsstadt, da er dort zum 40jährigen Abiturtreffen eingeladen war. Bei wunderbarem Wetter haben wir wieder einmal die Gastfreundlichkeit der Verwandten und Bekannten von Daniel und die Landschaft genossen. Wir fühlen uns beide sehr wohl dort. Als Abschluss schauten wir uns die restaurierte Pilsener Innenstadt an. Klein, aber sehr hübsch! Die ehemaligen Klassenkameraden von Daniel sind begeistert von dem Vorhaben der Weltumsegelung und werden auch unseren Blog verfolgen. Dieses Wochenende besuchen wir ein TransOcean-Seminar in Düsseldorf, wo nochmal alle uns bewegenden Fragen geklärt werden können. Außerdem haben wir uns vom Schiff jede Menge Arbeit mitgenommen. Vieles muss repariert, erneuert oder überarbeitet werden. Auch die wahrscheinlich für uns letzte „boot“s-Messe bereiten wir schon vor. Im Dezember fahren wir nochmal nach Spanien, um unser Schiff dort einpacken zu lassen. Es wird jetzt doch nicht in Folie gewickelt, da diese zu leicht reißen kann und außerdem nur einmal zu benutzen ist. Stattdessen lassen wir eine Persenning aus leichtem, UV-beständigem Stoff nähen, den man immer wieder verwenden kann und der als Sonnenschutz umfunktionierbar ist. Von einigen schlechten Erfahrungen geläutert, wollen wir diesmal beim Aufbau dieser Persenning dabei sein. Außerdem müssen wir ja wissen, wie man das Teil auf- und wieder abbaut, damit wir das dann in der großen weiten Welt auch alleine können. So vergehen die Tage wie im Flug und unser Abenteuer rückt immer näher. Unsere aktuelle Lektüre ist das Buch „Meer als ein Hundeleben – Mit allen Wassern gewaschen“ von unseren Freunden Siggi und Jürgen, die hier anschaulich ihre Weltumsegelung beschreiben. Viele Sachen kommen mir sehr bekannt vor: die
Reparaturen, die Stürme, die Schaukelei, aber auch das Gefühl der Freude und des Glücks, wenn man eine neue Etappe geschafft hat und an fernen, unbekannten Orten ankommt. Das jetzt zu lesen, macht mir Mut und Laune auf unsere Reise.

 

Sardinien - Moraira

02.10. – 04.10.2013

Auf Carloforte steigt Daniel nochmal in den Mast, weil wir das Großsegel die letzten 3-4 Meter sehr schwergängig runter bekommen. Außerdem verursacht der Gennaker bei Benutzung ohrenbetäubenden und Nerv tötenden Lärm und der herunter gestürzte Fall lässt uns in der Beunruhigung, was da oben noch im Argen sein könnte. Leider müssen wir feststellen, dass auch der reguläre Großfall, an dem das Großsegel hängt und an welchem ich Daniel hochgezogen habe, nicht richtig gesichert war. Langsam haben wir bei aller Toleranz genug von französischen Werften. Mein Mann beauftragt mich, ein Regelwerk für Bootsbesitzer zu erstellen. Die ersten beiden Punkte lauten wie folgt: 1.) Mach alles selbst! und 2.) Was Du nicht selber machen kannst, das lass machen, aber sei dabei! Das Gequietsche vom Gennaker können wir leider auch durch Fetten der Rollen und allen möglichen anderen Versuchen nicht abstellen und sind bis heute mehr oder weniger ratlos, was es sein kann. Eventuell ist das Material oder die Dicke der Schoten daran schuld, das werden wir noch eruieren müssen, sonst würde gerade der geräuscharme Segelspaß sehr stark beeinträchtigt. Dienstagabend gehen wir auf Empfehlung der netten Lady der Marina im Restaurant „La Galaia“ essen. Was soll ich sagen? Hausgemachte Pasta mit Pesto bzw. Venusmuscheln. Unschlagbar! Auf
dem Rückweg kehren wir das zweite Mal an diesem Tag in einer klitzekleinen Gelateria ein und essen Eiscréme, deren Geschmack man nicht mit Worten beschreiben kann. Die Theke umfasst vielleicht zehn Sorten der kühlen Süßigkeit, also nicht wirklich viel Auswahl, aber das macht es gerade aus und eine Sorte schmeckt besser als die andere aussieht. Hier ist irgendwie alles bella-amore! Ein älterer Herr kommt aus der Gelateria heraus und teilt uns genüsslich an seinem Eis schleckend mit, dass es hier sehr gut schmeckt. Ich sage ihm, dass wir das wissen, da wir heute hier schon mal waren, woraufhin er uns amüsiert und wissend anlächelt. Das sind so kleine rührende Erlebnisse, von denen man nicht genug haben kann. Ein bisschen wehmütig verlassen wir am Mittwochmorgen den Hafen von Carloforte Richtung Westen. Die Vorhersage hört sich diesmal etwas besser an. Erst sollen wir gar keinen Wind bzw. ganz leichten Gegenwind haben, der dann in der Nacht drehen und zunehmen soll. Also haben wir dann achterlichen Wind, der uns per Segel nach Spanien ziehen kann. Genauso kommt es auch. Wir holen uns in jeder Morgen- und Abendrunde das Wetter via Kurzwelle von Intermar (dem deutschenAmateur- Seefunkdienst). Vielen Dank dafür! Das hilft unterwegs ungemein. Das mit dem Wind passt diesmal und wir legen viel Strecke nur mit dem Gennaker und ohne Motor zurück. Einzig die Wellen machen uns zu schaffen. Der vom vorherigen Sturm übrig gebliebene Seegang kreuzt sich mit anderen Wellen aus der entgegengesetzten Richtung. Wenn die Wellen aufeinander treffen, türmen sie sich ca. 5-6 Meter auf. Angetrieben durch mitunter 35 Knoten von hinten im Segel surfen wir bis zu 15,6 Knoten den Wellenberg hinunter. Ein berauschendes Gefühl! Da wir Kreuzsee haben, werden wir im Tal quer zur nächsten Welle geschoben. Wir müssen einige viele Stunden dann genau in diesem Moment per Hand gegensteuern, damit die darauffolgende hohe Welle nicht über unser Schiff bricht und uns womöglich rumreißt. Der Autopilot, der wirklich sein Bestes gibt, schafft es aber in diesen kritischen Augenblicken nicht schnell genug, uns wieder auf Kurs zu bringen. Es ist ein Tanz zwischen den Wellen. Wir sind uns einig, dass das ca. 3-4 Stunden Spaß macht. Danach wird es zunehmend anstrengend. Bleibt nur zu hoffen, dass die Vorhersage für den nächsten Tag mit abnehmendem Wind und Seegang wirklich eintrifft. Gott sei Dank ist es auch so. Es kehrt Ruhe ein. Der nächste Tag und die nächste Nacht sind relativ easy. Kaum Verkehr und ruhige See. Irgendwann müssen wir die Motoren zu Hilfe nehmen und fahren durch bis Moraira, wo wir am Freitagnachmittag um 14.43 Uhr (MESZ) früher als erwartet und wohlbehalten ankommen. Unser digitales Logbuch namens Tripcon, was übrigens auch eine geniale Erfindung ist, sagt uns, dass der letzte Törn von Malta bis hierher mit unserem kleinen Schlenker zurück nach Sardinien fast 1.000 Meilen betrug. Insgesamt haben wir mit diesem Schiff schon über 5.000 Meilen zurückgelegt. Dann sind doch die ungefähr 30.000 Meilen der geplanten Weltumrundung ein Klacks! Das ist wirklich witzig. Wenn man sich im Sturm oder sonst einer unangenehmen seglerischen Schaukelei befindet, will man eigentlich nur noch nach Hause und nie wieder aufs Schiff. Aber kaum irgendwo an einem netten Ort angekommen, fühlt man Stolz über den zurückgelegten Weg und Freude am Kennenlernen von allem Neuen und Unbekannten. So sind wir Menschen halt, wir speichern zum Glück nur das Positive und lassen uns die Unannehmlichkeiten sehr schnell vergessen. Die erste Nacht im fest stehenden Haus in Moraira war auch sehr interessant. Zum ersten schaukelte unser Bett wie verrückt, obwohl wir bei Landgang eigentlich keine Probleme mehr mit der Anpassung haben und zum zweiten sind wir abwechselnd aufgewacht, um Wache zu schieben. Was sind wir doch für Gewohnheitstierchen! Am nächsten Morgen spüre ich Muskeln, von denen ich gar nicht wusste, dass ich sie besitze. Am Samstagvormittag war schon Martin, unser Watermaker-Spezialist von Dessalator, an Bord, der wirklich sehr kompetent und umgänglich ist. Dann haben wir das Schiff schon teilweise ausgeräumt oder uns einfach nur auf der Terrasse am Haus ausgeruht. Morgen, am Montag, den 07.10.2013, bringt Daniel das Boot in die Varadero (Werft) Alicante in unser Winterlager. Ich fahre mit dem Auto hinterher. Dort haben wir schon einen Termin mit Raymarine, da unsere Navigationsanlage auf dem Weg von Sardinien bis hierher ca. 200 Fehlermeldungen ganz unterschiedlicher Art gezeigt hat. Wir hoffen, dass dieses Problem behoben wird, da die Geräte selbst sehr gut sind und wir sie prinzipiell nicht missen möchten.           

Malta - Sardinien

26.09. – 01.10.2013

Auf Malta haben wir alles erledigt, was wir mussten. Auf dem Weg ins Immigration-Office haben wir sogar noch ein bisschen Kultur gemacht. Laut Wikipedia finden sich hier die Spuren aus 6000 Jahren menschlicher Besiedelung und es steht unter dem wechselnden Einfluss der meisten historischen Kulturen, angefangen in der Steinzeit mit den Tempelanlagen der Megalithkultur über die Phönizier, Griechen, Römer, Vandalen und Ostgoten. Im 9. Jahrhundert zum Byzantinischen Reich gehörig wurden es von Arabern erobert, danach ging es an Sizilien und dann an die Spanier. 1530 gab der spanische König die Inseln dem Malteserorden als Lehen. 1798 nutzten die französischen Revolutionstruppen unter Napoleon die strategisch günstige Lage Maltas. Unter der Plünderung der Franzosen leidend kam es, dass die Briten aufgrund eines Hilfegesuchs die Häfen blockierten. 1814 wurde Malta mit dem Pariser Frieden Kronkolonie. Auch im Zweiten Weltkrieg spielte Malta eine große Rolle, vor allem für den Nachschub des deutschen Afrikakorps. Die Unabhängigkeit von Großbritannien erhielt der Archipel 1964, als Republik deklarierte sich Malta 1974 und ist seit 2004 der kleinste Mitgliedstaat der EU. Dieses kunterbunte kulturelle Durcheinander ist dort auch deutlich am turbulenten Lebensstil und an der Architektur zu spüren. Besonders gefallen haben uns die Straßenzüge mit Gebäuden im Kolonialstil (Fotos folgen). Angenehm und praktisch war auch, dass in der Marina, in der wir lagen, Tankwagen und Obst- und Gemüsehändler vorbeikommen und man alles quasi vor die Tür geliefert bekommt. Es war interessant, Malta mal gesehen zu haben, aber das hektische Treiben ist eher nichts für uns. Am Donnerstag, den 26.09.2013 laufen wir auch schon wieder aus Manoel Island aus, da wir die ca. 680 Seemeilen bis Moraira in Angriff nehmen wollen. Der Wind für die nächsten 2-3 Tage soll laut Vorhersage aus der richtigen Richtung kommen, anfangs zwar schwach, nimmt er aber in der zweiten Nacht immer mehr zu. Für Sonntag und Montag ist im Bereich der Balearen starker Gegenwind angesagt und wir wollen diese Strecke so schnell wie möglich hinter uns bringen, um vielleicht noch ohne größere Schwierigkeiten durchzurutschen. Vielleicht haben wir Glück und der für uns ungünstige Wind kommt erst später. Also motoren wir bis Sizilien und wollen in Mazara de Vallo nachtanken, damit wir dann bis Moraira an einem Stück durchkommen. In diesem Hafen sind drei Tankstellen eingezeichnet, wovon es nur noch eine gibt und diese können wir nicht erreichen, da dort nicht genug Tiefgang ist und wir einige Meter davor im Sand stecken bleiben. Also langsam wieder rückwärts rausrobben und in den nächsten Hafen. In Marsala erwartet uns dasselbe wieder, eingezeichnete Tankstellen gibt es nicht. Wir müssen aber auf jeden Fall tanken, bevor wir Sizilien verlassen. Wir finden zwischen den Yachten versteckt eine nicht eingezeichnete Tankstelle und können die Tanks vollmachen. Wir fragen nach einem Restaurant o.ä., wo wir uns noch vor dem größeren Schlag stärken können. Uns wird eine Bar und Patisserie einige Meter entfernt empfohlen. Marsala selber ist in der Hafengegend ziemlich runtergekommen, überall liegt Müll und Dreck, nicht besonders attraktiv. Einzig eine moderne Hotelanlage bessert das Bild etwas auf. Die Bar sieht von außen auch ziemlich schäbig aus. Innen erwartet uns aber ein sauberes Ambiente mit ansprechend drapierten und köstlichen italienischen Speisen. Nach der kleinen Zwischenmahlzeit geht’s los Richtung Spanien. Anfangs kommen wir auch gut voran. Wir müssen zwar meistens motoren, da der Wind zu schwach ist und beinahe von vorne kommt. Wir passieren Sardinien und sind ca. 100 Meilen vor Mallorca. Der Gegenwind wird immer stärker. Die Welle immer höher. Okay ist unangenehm, kennen wir aber schon vom Frühjahr. Irgendwann erreicht der Wind bis zu 34 Knoten. Wir machen immer weniger Fahrt, von der Schaukelei gar nicht zu reden. Wir holen uns die Wettervorhersage via Kurzwelle von Intermar. Der Wind soll noch mehr zunehmen. Wir beschließen abzudrehen, da es zu gefährlich ist und wir außerdem befürchten, dass unser Dieselvorrat nicht bis Mallorca reichen wird. Die mühsam erkämpften 120 Meilen von Sardinien legen wir also wieder zurück. Das tut auf der einen Seite weh, andererseits ist jetzt das Fahren und zeitweise Segeln vor der Welle und dem Wind wesentlich erträglicher. Unterwegs erwischt uns noch ein Squall mit ca. 40 Knoten Windstärke und Gewitter, obwohl wir versuchen, diesen plötzlich auftretenden Unwettern auszuweichen. Daniel sucht einen Hafen auf der vorgelagerten Insel Carloforte heraus und seit Montagnachmittag liegen wir ruhig, sicher und mittlerweile auch wieder voll betankt in der Marine Sifredi. Die kleine Insel hat einen unglaublich idyllischen und authentisch italienischen Charme. Das Leben läuft hier etwas langsamer und man genießt es mehr. Von leckerer Pizza und Pasta, Käffchen und Eiscréme möchte ich Euch nicht zu viel vorschwärmen. Eigentlich wollten wir Sardinien meiden, da wir einige Geschichten gehört hatten, dass es hier vor allem für Yachties sehr teuer ist, dass man noch zusätzlich eine Sondersteuer bezahlen muss, wenn man mit dem Boot hier einläuft und die Leute sehr unfreundlich sind. Von all diesem Negativen ist hier gar nichts zu spüren. Wir bezahlen wesentlich weniger als auf Mallorca und es gefällt uns super gut hier. Also hatte das Ablaufen durch den Sturm auch sein Gutes. Wir würden sehr gern noch länger bleiben, müssen aber irgendwann auch mal wieder nach Hause. Für einen zukünftigen Törn durchs Mittelmeer werden wir aber Sardinien auf jeden Fall mit einplanen. Für Mittwoch ist der Wetterbericht gut für uns und wir werden morgen den zweiten Anlauf Richtung Balearen starten. Je nachdem, wie es läuft, halten wir auf Mallorca oder Ibiza oder wir tuckern durch bis Moraira, packen dort unseren Kram aus dem Schiff aus, fahren es dann nach Alicante, setzen es aufs Trockene, machen es „winterfest“ und lassen es in Folie einpacken, damit die neu überarbeitete Außenhaut über die Wintermonate nicht so durch äußere Einflüsse leidet und verdreckt.

Porto Colom (Mallorca) - Malta

20.09. – 24.09.2013

Wir sind auf Malta angekommen!

Aus Colom am Freitagvormittag raus, Wind war da, Segel hoch, Wind weg. Toll. Motoren. Wir wollen doch bitte auch mal segeln! Später wird der Wind etwas stärker und gegen Mittag zieht was Schwarzes auf uns zu. Ein Squall. (Heißt das im Mittelmeer auch so?) Ein kurzer heftiger Regenguss und kräftiger Wind. So schnell wie das Unwetter kam, war es auch wieder weg. Aber guter Wind aus für uns günstiger Richtung bleibt. Wir können segeln. Juhu! Im Golf von Lyon tobt laut Wettervorhersage der Bär und sie schicken uns eine steile Seitenwelle bis hierher, was leider eine ungemütliche Schaukelei bedeutet. Nachts nimmt der Wind immer mehr zu. Wir reffen einmal. Wir reffen zweimal. Auch die Genua wird ein stückchenweise eingeholt. Aber diese Segelstellung zieht uns ohne Motor durch die komplette Nacht. Am nächsten Morgen lässt der Wind etwas nach, die Welle Gott sei Dank auch endlich, wir reffen das Groß wieder aus, tauschen Genua gegen Gennaker, da der Wind mehr von achtern kommt, rauschen so wieder den Tag und die darauffolgende Nacht übers Mittelmeer und machen gut Strecke mit einem Etmal (zurückgelegte Strecke innerhalb von 24 h) von ca. 150 Seemeilen. Wir haben mittlerweile ein ganz gutes System für uns für die Nachtwachenaufteilung entwickelt, das beiden gut passt. Ich übernehme abends in die Dämmerung hinein von 19.00 oder 20.00 Uhr bis ca. Mitternacht. Manchmal früher, manchmal später, übernimmt Daniel bis ca. 5.00 Uhr morgens, dann wieder ich bis es hell wird und wir beide wach sind. Dann hat jeder nachts immer genug Zeit zum Schlafen und wir sind tagsüber nicht so kaputt. Wer dann mehr Schlaf braucht, holt ihn sich tagsüber. Seltsamerweise sind wir aber relativ ausgeruht. Wir haben beide erwartet, dass wir mehr Stress damit haben. Das freut uns natürlich. Wir steuern auf Sizilien zu. Da der Wind aber weiterhin mit uns ist, wollen wir das nutzen und beschließen, bis Malta
durchzusegeln, ja segeln, nicht motoren. Ich übernehme in der dritten Nacht auf See meine Wache. Plötzlich tauchen vor mir etliche Lichter auf. Einige von Schiffen, einige blitzen und dahinter Gewitter. Was nun? Daniel, Hilfe. Ich kann es auf den ersten Blick nicht richtig zuordnen. Die Schiffe haben kein AIS (Automatisches Identifikationssystem). (AIS ist echt klasse, man kann sehen, um welche Art Schiff es sich handelt, also z.B. Tanker, Frachter, Fischer oder Segler usw., man sieht die Richtung, in die sie wollen, also Kurs und Ziel und deren Geschwindigkeit. Die Berufsschifffahrt muss es haben, die anderen können. Hilft vor allem nachts ungemein.) Hier vor Sizilien hat aber im dem Lichterwirrwarr kein einziger AIS. Auch anhand der Lichterführung kann ich nicht erkennen, ob die Schiffe auf uns zukommen oder nicht, da die Farben ständig wechseln. Daniel identifiziert letztendlich eine Untiefe, die durch die blitzenden Lichter markiert ist und um die sich etliche Fischer tummeln. In der Karte ist zwar eine Untiefe eingezeichnet, aber nicht, dass sie durch Blitzbojen gekennzeichnet ist. Wir sind zwar unter Segeln, haben also eigentlich Vorfahrt, weichen aber den arbeitenden Fischern lieber aus. Schließlich wollen wir ja im nächsten Restaurant frischen leckeren Fisch genießen. Das Gewitter dahinter verzieht sich auch und der Rest der Nacht wird relativ ruhig. Abends holen wir uns über Kurzwelle bei Intermar das Wetter. Das klappt auch prima. Wir können alles sehr gut verstehen, nachdem wir von Wolfgang den Tipp bekommen haben, die Reling zu erden. Tagsüber haben wir nette Gespräche mit Michael (DL4MY) und anderen Amateurfunkern. Wir sind froh, dass wir den Amateurfunkschein gemacht haben. Heute am Montag, den 23. September 2013 haben wir auch wieder Sonnenschein und Wind von achtern, der manchmal etwas schwach ist, abends aber zunimmt. Wir hatten tagsüber gleich zweimal Gesellschaft von Delphinen. Das erste Mal hatten wir kurz den Motor an, weil wir kaum vorankamen. Ca. 10 Delphine haben mit einem Speed von 7 Knoten mit unserem Schiff gespielt. Später dann kamen ziemlich große Delphine an unser Boot. Da wir aber ohne Motor und kaum Wind unter 3 Knoten „schnell“ waren, langweilten sie sich schnell und verschwanden wieder. Im Moment zieht uns nur der Gennaker mit ca. 14 Knoten Wind mit einer Schiffsgeschwindigkeit von 6 Knoten Richtung Malta. Wir haben jetzt noch ca. 70 Seemeilen vor uns und werden morgen Vormittag dort ankommen.In der vierten und letzten Nacht vor Malta ist einiges los. Viele Tanker und Frachter fahren in alle möglichen Himmelsrichtungen, nach Suez, nach Gibraltar, nach Spanien, nach Malta natürlich, nach Italien usw. Der Wind dreht auch ab und zu, sodass wir einige Male die Segel bzw. deren Stellung ändern müssen, was uns auf Trab hält. Aber schließlich ist Segeln ja ein Sport. Am Dienstag, den 24.09.2013 laufen wir um 9.20 Uhr auf Malta in der Manoel Island Yacht Marina ein.        

 

Moraira - Porto Colom (Mallorca)

18.09.-19.09.2013

Wir sind schon auf Mallorca. Schneller als gedacht haben wir Porto Colom auf Mallorca erreicht. Am Mittwoch von Moraira losgefahren, hatten wir anfangs günstigen Wind für uns und dachten schon, wir könnten mit dem Groß und Gennaker eine gute Strecke segeln, aber das hielt bis mittags. Dann schlief der Wind ein. Nachmittags drehte das 2-3 Knoten wehende Lüftchen auch noch gegen uns und wir hatten Flaute. Also wieder motoren, aber zumindest nicht gegen Wind und Wellen anbolzen, wie teilweise auf der Fahrt nach Moraira. Ursprünglich wollten wir nur bis nach Ibiza, weil wir aber gut vorankamen und verkehrstechnisch unterwegs wenig los war, entschlossen wir uns über Nacht direkt nach Mallorca durchzutuckern. So ließen wir links (an Backbord) Ibiza und rechts (an Steuerbord) Formentera liegen und sitzen nun gemütlich in Porto Colom. Hier haben sie uns sage und schreibe 186,- € für den Mooring-Liegeplatz abgenommen. Hammer! Mallorca halt! Das konnte nur letztes Jahr ein 298,- €-Beitrag in San Antonio auf Ibiza toppen. Wie günstig lagen wir doch auf der Atlantikseite in Peniche für ca. 35,- €. In Porto Colom werden wir uns nochmal ausruhen und alles vorberiten, da wir nun vorhaben, 3 Tage und Nächte bis nach Sizilien durchzufahren oder eventuell noch ca. 1 ½ Tage länger direkt nach Malta gehen. Das ist schon eine gute Übung für die Atlantiküberquerung im nächsten Jahr, bei der wir 2-3 Wochen am Stück auf See sein werden.

Gibraltar - Moraira

12.09. – 15.09.2013

Am Donnerstagmorgen, des 12.09.2013, starten wir von Gibraltar und brettern bis abends durch zu einem kurzen Zwischenstopp in Fuengirola. Wir haben es eilig, weil unser Freund Peter in Moraira auf uns wartet, um unseren Hund mit nach Deutschland zu nehmen. Dort wird Zappi dann bei sehr lieben Freunden besser aufgehoben sein, als wenn wir ihn mit nach Malta nehmen und dann wieder tagelang durchsegeln bzw. motoren. Ganz lieben Dank an dieser Stelle an Peter und die Familie Dartmann, dass ihr Euch alle so kurzfristig dazu bereit erklärt habt. Im Winter werden wir dann mit Zappi Kistenpinkeln üben. In dem überfüllten und touristischen Fuengirola verweilen wir nur gute 1 ½ Stunden und ziehen weiter durch die Nacht nach Roquetas de Mar. Die Überfahrt ist relativ ruhig. Ich wache die erste Hälfte der Nacht, Daniel die zweite. Zu meinem Erleichtern sehe ich während ich aufpasse, so gut wie kein anderes Schiff. Nur der Steuerbordmotor, der bis jetzt tadellos lief, macht auf einmal die altbekannten Geräusche, als ob er zwischendurch wieder zu wenig Diesel bekommt. Wahrscheinlich befindet sich doch noch was in der Leitung. Kurz bevor wir unser Ziel am frühen Morgen erreichen, knallt es auf einmal auf unserem Boot und ein Fall samt Rolle, an der er ganz oben am Mast befestigt war, liegen auf dem Deck. Das ist der Fall, mit dem ich Daniel normalerweise in den Mast ziehe. Er war scheinbar oben nicht richtig befestigt. Das hätte mehr als gründlich schief gehen können. Wir informieren erneut die Werft, da diese alle Fallen, Rollen, Klemmen usw. überprüfen und bei Bedarf austauschen sollten. Der Fall war neu, die Rolle nicht, noch dazu war sie nicht fest. In Roquetas de Mar/Almeria legen wir gegen 9.40 Uhr am Vormittag bei wieder starkem Seitenwind an. Es ist wie verhext, draußen ist entweder gar kein Wind oder aus der falschen Richtung. Kurz vor einer Hafeneinfahrt fängt es richtig an zu blasen. Es ist schwierig bei der Schaukelei und dem Wind die Festmacher und die Fender vorzubereiten. Also muss ich bis in die sehr kurze Hafeneinfahrt warten. Jetzt muss alles schnell gehen, da der Wind uns trotz Motoren in Richtung steinerne Anlegepier drückt. Alles passt auf die Sekunde. Ich habe gerade den letzten Fender dran, da sind wir schon an der Mauer. Die vor uns liegende Guardia Civil hilft uns beim Festmachen, worüber ich nicht unfroh bin. Dafür kontrollieren sie auch gleich unsere Papiere. Am Abend gehen wir lecker bei einem Engländer mit Marc und Fatimah essen, die sich über unseren erneuten Besuch freuen. Leider können wir abermals nicht ein paar Tage bleiben, haben den beiden das aber für nächstes Jahr, wenn wir auf die große Reise gehen, versprochen. In Roquetas de Mar können wir nicht tanken, also fahren wir dort am nächsten Morgen raus und halten am frühen Abend in Garrucha zum Tanken und Pausieren in einer Tapasbar. Wieder nach ca. 1 ½ Stunden treten wir unsere Nachtfahrt nach Moraira an. Wir haben uns entschlossen, nicht nach Alicante zu fahren, sondern direkt nach Moraira, weil wir dann näher am Haus sind und alles schneller abzuwickeln ist. Wir wollten vorher noch eventuell in Torrevieja zwischenstoppen, aber auch diesen Plan haben wir geändert. So teilen wir uns diesmal die Wachen, wie es unsere Wachheit bzw. Müdigkeit erlaubt. Auch diese Nacht ist verhältnismäßig ruhig. Wir laufen parallel, aber ein bisschen versetzt zur
Großschifffahrtsstraße. So sieht man Tanker, Frachter u. ä. an einem vorbeiziehen, hat aber keinen Stress damit, weil sie unserem Kurs nicht kreuzen. Die Sterne am Himmel haben einen atemberaubenden Glanz, weil kein Licht von Städten stört. Wir sehen die Milchstraße und Milliarden von Sternen wie in greifbarer Nähe. Außerdem haben wir durch das Mondlicht unglaublich gute Sicht. Bei einer Nachtfahrt im Atlantik hat Daniel mich damals geweckt und mir das fluoreszierende Wasser, welches unser Schiff aufwirbelt, gezeigt. So was habe ich noch nie gesehen. Unzählige kleine leuchtende Pünktchen umgeben uns. Wunderschön! Heute Nacht bleibt uns dieses Schauspiel leider verwehrt. Auch Delphine sehen wir während unserer Überfahrt von Les Sables nach Moraira nicht sehr oft und wenn, dann nur ganz kurz. Woran das auch immer liegen mag? Wahrscheinlich mögen die Säuger es, wenn mehr Menschen auf dem Schiff sind oder sie vermissen Hendrik, Lisbeth und Walter. Wie auch immer, wir erreichen am 15.09.2013 ca. 9.45 Uhr wohlbehalten Moraira. Vor der Hafeneinfahrt warten wir den Start einer dort stattfindenden Regatta ab und bekommen dann erst mal einen provisorischen Platz vor der Tankstelle zugewiesen. Als sich am Abend der Rummel beruhigt hat und alle Regattateilnehmer nach Hause gesegelt sind, können wir uns auf einen richtigen Platz im Hafen verlegen. Peter ist zwischenzeitlich mit unserem Zapperle nach Hause gefahren. Der kleine Hund war unterwegs superlieb und fühlt sich jetzt bei Dartmanns pudelwohl. Wir haben am Montag und am Dienstag alles auf dem Schiff klargemacht. Morgen, am Mittwoch, den 18.09.2013 stechen wir in Richtung Malta in See. Zuerst geht es nach Ibiza, dann nach Mallorca und anschließend über Sardinien und Sizilien nach Malta. Änderungen vorbehalten. Wieder treibt uns die Zeit, damit wir nicht in die Herbststürme geraten. Auf Malta führen wir unser Schiff dem Zoll vor. Dann geht unsere kleine Reise zurück nach Alicante, wo das Bootchen überwintern wird. Über unsere Erlebnisse werden wir Euch natürlich auf dem Laufenden halten.

 

Figuera da Foz - Gibraltar

 

05.09. – 11.09.2013

Zwei Stunden nachdem wir Porto hinter uns gelassen haben, klart der Himmel auf, die Sonne kommt raus und es wird wieder angenehm warm. Leider müssen wir wegen Windmangels abermals motoren. Am frühen Abend legen wir in Figuera da Foz an und gehen lecker essen. Der nächste Tag führt uns nach Peniche. Da selbe Spiel wieder: Tagsüber kaum Wind. Da wir im Frühjahr schon mal in Peniche waren, wissen wir, dass es hier nicht viele Plätze für etwas größere Schiffe gibt, die auf der Durchreise sind. Wir müssen uns beeilen. Kurz bevor wir anlegen wollen, bekommen wir kräftigen Wind. Warum jetzt und nicht, wenn wir segeln wollen? Wir ergattern den letzten größeren Platz. Hinter uns legt noch ein Mono an, die Herren darauf erkennen uns von Figuera da Foz. So sieht man sich wieder. An den vorherigen Tagen hörte der abends auffrischende Wind irgendwann auf, heute nicht. Wir kämpfen uns in die Stadt und gönnen uns schon wieder Reiseintopf mit Langusten. Nach mehreren Tagen unter Motor wird es Zeit, den Ölstand zu kontrollieren. Der Verbrauch ist okay, Daniel muss nur minimal nachfüllen, aber in der Bilge des Backbordmotors ist auch Öl. Was ist
da jetzt schon wieder kaputt? Unser Plan für den darauffolgenden Tag ist es, in Cascais oder irgendeiner Bucht zwischen zu stoppen und dann nach Sesimbra zu laufen. Fast den ganzen Tag haben wir wunderbaren achterlichen Wind von 20 – 25 Knoten. Perfekte Bedingungen für den Parasailor, den wir ja leider nicht mehr haben. Sehr ärgerlich. Also motoren wir wieder. Lissabon lassen wir aus, weil uns die Befahrung des Flusses Tejo hin und zurück ca. 30 Meilen kosten würde, die wir lieber an der Küste abreißen wollen. Sesimbra ist hoffnungslos überfüllt, dort liegt man schon im Dreierpäckchen, also peilen wir Sines an. Wir reservieren aber vorsichtshalber dort einen Platz, da auch dieser Hafen relativ klein ist und nicht so viele Transitplätze zur Verfügung stehen. Wir laufen im Dunkeln ein, was nicht schlimm ist, weil wir den Hafen schon kennen. Auch das Anlegen bei wieder stärkerem Wind bringt uns nicht mehr aus der Ruhe. Manchmal haben wir Glück und andere nette Segler helfen uns dabei, aber auch alleine sind wir mittlerweile eingespielt. So spät abends können wir uns nicht mehr aufraffen, den Berg vom Castelo zu erklimmen, um im dortigen Restaurant die leckeren Black Pigs zu vernaschen. Schade, aber wir hatten ja bereits das Vergnügen. Am nächsten Morgen (Sonntag, den 08.09.2013) wird vor dem Auslaufen der Gennaker angeschlagen, damit wir wenigstens ein Leichtwindsegel haben. So können wir auch, nachdem der Wind auf bis zu 20 Knoten zunimmt, können wir mit Groß und Gennaker endlich wieder zwischen 8 und 9 Knoten segeln. Leider wurde in der Werft in Frankreich irgendetwas im Großbaum nicht richtig montiert und eine Rolle von den Reffleinen oder ähnliches verursacht ein nervendes klapperndes Geräusch. Ansonsten freuen wir uns, dass wir endlich mal wieder ohne Motoren vorankommen. Unser Ziel ist Portimao. Als der Wind bis auf 23 Knoten zunimmt, schaffen wir bis zu 12 Knoten Fahrt über Grund. Wir passieren Cabo de Sao Vicente. Der Wind wird immer stärker. Der Gennaker muss weg. Die Frau steuert. Der Mann macht ins Groß das erste Reff. Soweit so gut. Ich drehe mich um und sehe, dass sich unser Windpilot eine nicht schnell genug nachgezogene Reffleine vom Großsegel geschnappt und um einen Flügel gewickelt hat. Wenn jetzt der Großbaum, der etwas Spiel hat, auf die falsche Seite wandert, reißt er uns den Flügel vom Windpiloten ab. Daniel reagiert blitzschnell und macht den Baum fest. Dabei bemerkt er, dass der Windpilot die ganze Reffleine aus dem Baum gezogen hat. Wo war der Achterknoten am Ende der Leine, der genau davor bewahrt? Kurz vor dem Reffen raus gemacht. Aha! Wer weiß, wozu es gut war. Sonst wäre vielleicht doch ein Flügel abgerissen worden. Wir drehen das Schiff in den Wind und holen noch das restliche Groß runter. Wir bringen das Boot näher zur Küste, wo es etwas windstiller ist. Daniel knobelt die Reffleine vom Windpiloten. Ich halte das Schiff von der Küste fern. Ich liebe solche Aktionen. Gott sei Dank wedelt der Wind ablandig. Alles gesichert und gerettet fahren wir unter Motor Richtung Portimao. Ich frage telefonisch nach einem Platz. Kein Problem. Wir sollen an Wartepier festmachen und morgen einchecken, da das Office um 19.00 Uhr (Local Time) schließt. Wir laufen um 20.45 Uhr (LT) bei Dunkelheit ein. Nachts in einen unbekannten Hafen einzulaufen, ist nicht ganz so easy. Die Karte scheint nicht tausendprozentig zu stimmen. Die Diskolichter an Land verwirren etwas. Ein voll beleuchteter Fischer überholt uns und zeigt uns den Weg. Wir machen am vermeintlichen Warteponton fest. Direkt oberhalb befindet sich ein Restaurant mit einladendem Flair, Grill draußen und portugiesisch-spanischen Gitarrenklängen. Das Grillbuffet schließt zwar leider in fünf Minuten, in der darüber liegenden Lounge bekommen wir aber noch was zu essen. Die Kellner klären uns auf, dass wir nicht am Warteponton angelegt haben, sondern an dem für VIPs. Verstehe ich nicht, dass die uns nicht erkannt haben. ;-) Sie finden es eher witzig. Wahrscheinlich passiert das öfter. Wir können dort aber liegen bleiben und sollen morgen ohne zu Bezahlen rausfahren. Nein, nein, das machen wir nicht. Daniel fällt in der Nacht noch ein, dass er beim Gennakeranschlagen eine Kombizange auf dem Vordeck bei der Ankerwinsch liegen lassen hat. Da das Schiff bei der Welle und dem Wind hierher ziemlich geschaukelt hat, wird sie wohl runter gehoppelt sein. Aber nein, amnächsten Tag findet er sie an der derselben Stelle. Das ist einer der Vorteile beim Katamaran. Bei Tageslicht sehen wir den richtigen Wartekai vor der Marina. Er war nachts nicht zu erkennen, da er überhaupt nicht beleuchtet ist. Außerdem hatten wir als VIPs nur ein paar Schritte zum Restaurant. Vom Office der Marina wäre es ein sehr weiter Weg gewesen, wie wir am nächsten Tag feststellen. Der Hafen von Portimao ist relativ groß und hat eine riesige Ferienappartementanlage. Am Strand, der von See kommend vor dem Hafen liegt, gibt es viele Restaurants, Cafés und Bars. Im Piratenlokal „Waterfront“ gönnen wir uns ein leckeres Frühstück und tuckern gegen Mittag los. Wir wollen über Nacht fahren und am nächsten Morgen in Cádiz sein. Die endlose Felsküste vor Portimao ist sehr hübsch anzuschauen. Buchten mit Stränden, Felshöhlen und einzelne Ferienhäuser wechseln sich ab. Das Wetter ist traumhaft. Sonnenschein, 32°C, kaum Welle, ein bisschen wenig, aber raumer Wind, also die Richtung stimmt und wir können die Segel setzen. Bestens also, obwohl wir an Bord wenig bis gar keinen Alkohol trinken und Neptun somit auch nicht viel abbekommt, um ihn um gutes Wetter und den richtigen Wind zu bitten. Ich bejammere leise, dass wir noch nicht einmal schwimmen waren und ich sowieso noch nie im Atlantik war. In den Buchten, in denen wir vorher geankert haben, hatten wir entweder keine Zeit oder keinen Nerv (nach der Parasailoraktion) dafür. Außerdem war das Wasser weiter nördlich noch eisekalt. Plötzlich gibt Daniel Kommando zum Segel bergen und Anker klar machen. Was geht denn jetzt wieder ab? Wir sind doch gerade erst rausgefahren. Der Befehl lautet: Ankern an einem der Strände, die teilweise fast menschenleer sind, und baden gehen. Ey, ey Captain! Wird gemacht. Die Wassertemperatur hier ist herrlich erfrischend. Daniel nutzt die Gelegenheit und kann sich unter Wasser den Propeller des Steuerbordmotors anschauen. Er macht uns seit ein paar Tagen Sorgen, da er beim Rückwärtsfahren sehr ruckelt und in den Häfen wollten wir nicht unbedingt in die Brühe tauchen. Die Vermutung ist, dass sich irgendetwas im Propeller verfangen hat. Und so war es auch. Ein Stück Seil, wahrscheinlich von einer Fischerboje hat sich verheddert. Wir versuchen zwar unterwegs immer aufzupassen, damit wir nicht in die Bojen fahren, aber manche Gebiete sind gespickt davon und nachts sieht man sie überhaupt nicht. Das Seil ist entfernt. Ich plansche noch ein wenig im Atlantik vor der portugiesischen Algarve. Herrlich! Vielleicht können wir auch noch dem Klappern im Großbaum zu Leib rücken. Daniel klettert auf das Dinghi und schaut sich das Ganze von innen an. Da sind keine Rollen, nur die Reffleinen. Der Unterliektstrecker ist nicht ganz fest und schlägt vermutlich bei Bewegungen des Baumes gegen dessen Innenwand. Wir ziehen mithilfe der Tricks meines Mannes die ausgerauschte Reffleine wieder durch und das klappernde Seil straffer und siehe da nichts klappert mehr. Wie sich später herausstellt lag es aber nur daran, dass der Baum ziemlich ruhig stand. Wir müssen also in naher Zukunft Schaumstoff an den Innenseiten des Baumes anbringen, sonst werden wir von dem Getöse irgendwann verrückt.Auf geht´s nach Cádiz. Laut Berechnung werden wir dort am nächsten Morgen ca. 9.00 Uhr MESZ (entspricht unserer Zeit) einlaufen. Wenn wir die Grenze von Portugal nach Spanien übersegeln, klaut man uns wieder die Stunde, die sie uns vor ein paar Tagen geschenkt haben. Im Moment laufen wir mit 8-9 Knoten Wind aus West, dem Groß und dem Gennaker zirka 5 Knoten Schiffsgeschwindigkeit über Grund. Nicht sehr schnell, aber bei Sonnenschein und nahezu keiner Welle und somit kaum Schiffsbewegungen ein angenehmes Segelgefühl! Da wir vorankommen müssen, nehmen wir irgendwann den Gennaker runter und starten die Motoren. Die Nacht ist relativ ruhig. Zappi schläft die ganze Zeit. Wir wechseln uns ab, wie es unsere Wachheit zulässt. Kurz vor der Küste muss man sehr auf die Fischer aufpassen. Nicht alle haben AIS, aber mit ihrer hellen Beleuchtung sind sie gut zu erkennen. Ein paar Meilen vor Cádiz kommt der Wind genau von vorne und wird stärker. Ich wecke Daniel, damit wir das noch zur Stabilisierung oben stehende Groß runter nehmen. Wir sind tatsächlich um 9.00 Uhr in Cádiz. Weil wir beide noch relativ fit sind, beschließen wir dort nur 2 Stunden zu bleiben, zu frühstücken und weiter zu laufen bis Barbate. So haben wir am darauffolgenden Tag nur noch ca. 40 Seemeilen nach Gibraltar, wo wir relativ schnell sein sollten, da der Wind in den nächsten Tagen gegen ist und zunehmen wird. Ich frage in der Marina nach und wir dürfen für die zwei Stunden kostenlos am Wartekai liegen bleiben. Bis nach Barbate sind es ca. 35 Seemeilen, der Wind nimmt ab Mittag tatsächlich zu und kurz vor 15.00 Uhr beim Anlegen in Barbate will er sich auch nicht beruhigen. Wir kriegen eine kleine Box zugewiesen. Diese Kombination mit starkem Seitenwind kennen wir schon aus Gibraltar und möchten wir nicht wiederholen. Also lassen wir uns lieber eine größere Box auf der anderen Seite geben und legen etwas entspannter an. Im Internetcafé schauen wir nochmal nach dem Wetter, es gibt um Gibraltar rum immer mehr Gegenwind. Wir starten früh, bevor der Wind aufwacht. Nach kurzer Zeit haben wir aber schon 27 und vor Tarifa (der südlichsten Spitze) 34 Knoten Gegenwind mit der dazugehörigen Welle. Da wir aber mit der Strömung gehen, machen wir trotzdem noch gut Fahrt. Hinter Tarifa wird uns wohl einiges erwarten, da der Wind dort vom Mittelmeer her freie Bahn hat. Wir schnüren alles fester und stellen uns auf unangenehme Gegenanbolzerei ein. Wir hangeln uns an der Küste hoch. Geschützt von den Bergen wird es aber doch nicht so schaukelig, wie wir dachten. Die Segler die uns entgegen kommen, genießen mit hochgezogenen Segeln ihre Fahrt. Wir müssen aber nun mal in die andere Richtung und bis jetzt hatten wir echt Glück mit dem Wetter. Am frühen Mittwochnachmittag (11.09.2013) laufen wir in Gibraltar ein und tanken erst mal. Ich kontaktiere die britische Queens Marina, ob sie einen Platz haben. Alles voll. Dann funke ich die Marina Bay an. Alles voll. Oh, oh. Hochsaison. Dann bleibt nur wieder die spanische Marina Alcaidesa, in der wir schon im Frühjahr lagen. Dort bekommen wir einen Platz und achten darauf, dass er nicht wieder zu kurz ist. Morgen wollen wir Richtung Roquetas de Mar/Almeria aufbrechen.                 

 

Kurz mal zwischendurch

07.09.2013

Hallo Ihr Lieben,wir sind untröstlich, dass wir uns so lange nicht gemeldet haben, aber entweder hatten wir keine Gelegenheit oder kein Internet oder beides, zuletzt hat auch noch die Homepage gestreikt. Uns geht es aber gut. Wir hetzen von Hafen zu Hafen oder in Buchten, damit wir so schnell wie möglich in Alicante resp. danach in Malta sind, bevor die Herbststürme beginnen. Heute Abend (07.09.2013) kurz nach 22.00 MEZ sind wir in Sines eingelaufen. Morgen geht es nach Portimao und dann weiter über Gibraltar nach Alicante. Spätestens dort melden wir uns wieder. Versprochen! Danke für Eure Lesetreue und eine angenehme Nachtruhe wünscht die Crew der ME.

 

La Coruna - Porto

31.08. – 05.09.2013

Das grüne und bergige Viveiro verließen wir am Freitagvormittag, den 31.08.2013. Bei besten Wetterbedingungen, sprich Sonne und Wind zwischen 25 und 30 Knoten erst aus Nordost und dann von Ost, surften wir mit Groß und Genua und später mit dem Parasailor mitunter bis zu 13,2 Knoten mit dem Schiff. Auf dem Foto sind leider nur 12,6 Knoten dokumentiert, für die schnellere Geschwindigkeit hatte ich die Kamera nicht schnell genug zur Hand. Nach einem idealen Segeltag legten wir am Abend in La Coruna im Real Club Nautico, einem kleinen älteren Hafen an. Neben uns liegt zwar direkt die AIDA, sie fährt aber abends in die Nacht raus zum nächsten Ziel. Wir stellen uns auf eine ruhige Nacht ein, gehen in die Stadt ein bisschen Kultur machen und natürlich Tapas essen. Bei der Rückkehr zum Schiff hören wir schon Discoklänge im Hafen, na prima! Daniel meint: „Die machen durch bis 6 Uhr.“ Und so war es auch, kurz nach 6 Uhr war endlich Ruhe. Um 7 Uhr ging der Wecker und wir schipperten im Morgengrauen aus La Coruna, wo übrigens der älteste Leuchtturm, der noch in Betrieb ist, steht. Unser Ziel ist Bayona. Unterwegs wollen wir den Parasailor setzen, wir haben ihn schon hochgezogen, da dreht uns der neue Autopilot in den Wind, der Parasailor wickelt sich um die aufgerollte Genua. Daniel versucht ihn wieder abzuwickeln, ich muss das Schiff steuern, möglichst nicht auf die Küste, auf die uns der Wind mittlerweile drückt. Die aufgeblähten Teile des Parasailors erleichtern das nicht gerade und verheddern sich auch noch im Mast. Eingerissen ist das Segel auch schon und teilweise über den Bug ins Wasser gelangt, wobei es, wie man sich denken kann, so schwer ist, dass Daniel es nicht mehr hochziehen kann. Wenn es jetzt nach hinten in die Propeller kommt, sind wir manövrierunfähig und scheppern auf die Küste. Also müssen wir entscheiden: das Segel oder das Schiff. Nach kraftraubendem Kampf müssen wir schweren Herzens unseren wunderschönen Parasailor durchschneiden. Wir laufen in den nächsten Hafen ein, der winzig klein und voll ist, können aber Gott sei Dank in der angrenzenden Bucht Muxia ankern. Dort schneiden wir traurig und k.o. die leidigen Reste des Parasailors von der Genua und verdauen erst mal das gerade Erlebte. Am nächsten Morgen rufen wir in der Werft an und Gilles organisiert einen Termin mit Raymarine-Technikern in Bayona am Dienstagnachmittag. Von Muxia aus fahren wir am Montag, den 02. September 2013, nach dem Frühstück Richtung Bayona weiter. Da kaum Wind ist, müssen wir motoren, es ist aber keine Wolke am Himmel und wir lümmeln uns zu dritt sonnenderweise auf dem Vordeck. Wir sparen uns eine Nacht im Hafen von Bayona und ankern in der Bucht Isla del Faro – Cies, da es dort sehr schön sein soll. Wir fahren mit dem Dinghi an Land und ich gehe mit unserem Zapperle erst mal Gassi. Der Strand und der dahinterliegende Wald sind wirklich sehr ordentlich und adrett angelegt, was mir schon etwas eigenartig vorkam. Es gibt einenCampingplatz, einen Anleger für Ausflugsboote und eine größere Taverne. Auf dem Rückweg zum Strand werde ich von zwei Offiziellen angehalten, die mir mitteilen, dass das ein Nationalpark ist und Hunde verboten sind. Autsch! Perdona! Ob wir mit dem Privatboot hier sind und eine Genehmigung zum Ankern haben? Auch nicht. Ich könnte per Internet oder telefonisch eine Genehmigung bekommen. Jetzt liegen wir aber schon hier. Ich kann aushandeln, dass wir die Nacht bleiben dürfen, aber der Hund darf nicht an Land. So sitzen wir abends gemütlich im Cockpit, essen hausgemachte Bratkartoffeln und genießen den Sonnenuntergang. Wir werden uns das nächste Mal vor dem Buchten auf jeden Fall besser informieren. Bis Bayona sind es noch 6 Seemeilen und wir tuckern mit dem Sonnenaufgang rüber. Um 16.00 Uhr sollen die Raymarine-Techniker kommen. Daraus wird 18.30 Uhr. Spanisch halt. Die beiden wissen nicht, wie man die Sprache am Gerät umstellt. Das fängt ja gut an. Ich habe schon keine Hoffnung mehr, wenn irgendwelche Spezialisten an Bord kommen. Wir müssen eine Probefahrt machen. Ich habe das ganze Schiff voll Wäsche gebampelt. Hätte ich mir aber auch denken können. Also die ganze Wäsche wieder runter, noch nicht trocken, versteht sich. Zu unserem Erstaunen finden sie relativ rasch den Fehler. Die Rudergelenke sind ausgeschlagen und so haben die Ruder zu viel Spiel und der Autopilot kann nicht richtig steuern. Doch nicht so dumm die Jungs. Wir informieren die Werft. Sie sollen die defekten Teile nach Lissabon oder einen anderen Hafen schicken. Man kann mit dem Schiff trotzdem weiterfahren. Außerdem beschließen wir, einen neuen Parasailor zu bestellen. Wir haben wieder neuen Mut und gehen zur Belohnung Langusten mit Reis im Sud essen (Arroz Bogavante). Dazu einen leckeren Rotwein. Was gibt es Besseres? Witzig war, dass die noch lebenden Langusten neben uns in der Eisauslage rumgekrabbelt sind. Ich hatte schon die Befürchtung, dass sie mir auf den Kopf springen. Die haben ziemlich kräftige Scheren und können gut zwicken. Langusten sind kitzegrau und nicht besonders hübsch, sie werden bei lebendigem Leibe totgekocht und bekommen dann eine appetitliche orangene Farbe. Sie haben ganz zartes Fleisch und man muss mit speziellem Besteck darin puhlen und die Scheren knacken, um dran zu kommen.Am Mittwoch, den 04. September 2013, legen wir Richtung Porto ab. Wieder haben wir kaum Wind und motoren bei strahlendem Sonnenschein gen Süden. Abends dort angekommen, wird man schon in der Einfahrt von einem Lotsen empfangen, der uns in die Douro Marine begleitet. Das ist ein netter Service und auch nicht so unklug, da rechts einige Untiefen lauern und die Marineros den Weg natürlich kennen. Er weist uns einen Platz zu, wo schon ein zweiter Boy zum Entgegennehmen der Festmacher wartet. Sehr praktisch. Zum Einchecken darf ich mit den beiden (nicht gerade schlecht aussehenden) Portugiesen in ihrem Schlauchboot mitfahren, da der Weg von unserem Boot bis in das Office ziemlich lang ist. Es wird einem alles sehr nett erklärt, wir bekommen am nächsten Morgen frisches Brot ans Boot gebracht und der Liegeplatz für 48,- Euro für unseren Katamaran ist auch okay. Leider haben wir keine Zeit, uns die Innenstadt von Porto anzuschauen, da es schon spät ist und wir am nächsten Morgen weiter müssen. Beim heiligen Pedro, einem typisch portugiesischen Restaurant in der Nähe der Marina, wird draußen gegrillt. Es gibt keine Karte, nur das, was an dem Tag gefangen wurde, wird angeboten. Nach leckerem frischem Salat entscheiden wir uns für Dorade, dazu den portugiesischen Rosé Mateus. So mögen wir das! Nachts kommt leider ziemlich starker Nordwestwind auf und es regnet. Unter bedecktem Himmel verlassen wir am Donnerstag, den 05.09.2013, Porto wieder und ziehen Richtung Süden weiter.